Die Hälfte ist genug!

Ich gebe zu – es zipft mich massiv an! Während ich diesen Blogartikel schreibe, fallen fette Schneeflocken aus dem grauen Himmel vor meinem Bürofenster. Der 3. Lockdown ist gerade vorbei und trotzdem will sich meine Stimmung nicht heben. Fuck Corona!

Ich bin normalerweise ein optimistischer Mensch, habe schon das eine oder andere Tief in meinem Leben gemeistert. Aber auch mir schlägt die derzeitige Situation aufs Gemüt. Ich fühle mich gerade alles andere als heldinnenhaft. Das ist wohl mit ein Grund ist, warum es schon länger keinen Blogartikel von mir gab. Ich strauchle in dieser Ausnahmesituation, wie wahrscheinlich viele andere auch.

Nachdem Covid 19 vor fast einem Jahr unser aller Leben auf den Kopf gestellt hat, wird es langsam zach. Die neuen Mutationen und die immer neuen und verwirrenden Maßnahmen lassen wohl keine kalt. Und dann noch dieses Wetter! Ich kann den Winter ohnehin nicht besonders leiden und ab Anfang Februar habe ich dicke Nebelschwaden und feucht-kaltes Nieselwetter, wie ich sie hier im Tullnerfeld seit Wochen habe, einfach nur noch satt. Ich wäre jetzt aber so was von bereit für milde Temperaturen, Sonnenschein und Vogelgezwitscher – Frühlingsgefühle pur. Bitte JETZT!

Gut ist gut genug

Um nicht vollkommen im Winter/Corona Blues zu versinken, habe ich beschlossen, im Februar einen Deal mit mir selbst zu schließen. Inspiriert von einem Artikel in der Zeitschrift Brigitte Women mit dem Titel „Die Hälfte reicht auch“, will ich mir im Februar erlauben kürzer zu treten, mich nicht pausenlos abzurackern. Denn obwohl ich deutlich weniger Seminare halte als ansonsten, habe ich das Gefühl vom Computer überhaupt nicht wegzukommen und noch mehr zu arbeiten als sonst. Es klingt wie ein Widerspruch, doch durch die vielen Besprechungen, die nun mal online stattfinden und die immer wieder notwendigen Terminverschiebungen, entsteht bei mir der Eindruck noch mehr zu arbeiten, als bei Normalbetrieb. Es geht sicher nicht nur mir so.

Darum werde ich mir jetzt erlauben immer wieder mal schon mittags den Computer zuzuklappen, mir ein Mittagessen kochen und den Nachmittag lesend verbringen – und das mit gutem Gewissen, da ohnehin nichts Dringendes oder Wichtiges ansteht.

Ich werde mir das immer wieder in Erinnerung rufen müssen: Gut ist gut genug. Ich mache meinen Job, aber ich muss ihn nicht 120-prozentig machen.

Denn Perfektionismus ist ohnehin eine Illusion. Darum gönnen wir uns doch ein bisschen mehr Selbstfürsorge, statt noch mehr im Stress zu versinken. Und erlauben wir uns mal nur mit halber Kraft zu arbeiten, statt allzeit Vollgas zu geben. Ich werde mich immer wieder fragen: Was brauche ich jetzt? Wie kann ich mir, trotz eingeschränkten Möglichkeiten, jetzt Gutes tun?

 

Es ist ohnehin eine verrückte Zeit, also ist es auch vollkommen in Ordnung so verrückte Dinge zu tun, wie sich um sich selbst zu kümmern und auch mal etwas unerledigt liegen zu lassen. Einfach so, weil wir ohnehin kurz vor dem Zusammenklappen sind und mit unseren Kräften ziemlich am Ende.

Innehalten statt weiter im Hamsterrad rennen

Ich habe vor ein paar Tagen eine kleine Tabelle gemacht: Was muss ich tun? Was will ich zur Muße tun?

Ich will eine 50/50 Lösung – d.h. nur mehr die Hälfte meines Tages ist der Muss-Spalte meiner Tabelle vorbehalten, die restlichen 50 % gehören der Muße-Spalte.

Ja – vielleicht stehen in meiner Muße-Spalte Sachen wie Freunde treffen, ein Konzert besuchen oder ins Kino gehen. Alles Dinge, die im Augenblick so gar nicht oder nur eingeschränkt möglich sind. Aber dann werde ich kreativ und höre mir Musik eben im Wohnzimmer an. Und wenn ich Bewegung brauche, gehe ich mit meinen Hunden spazieren oder schwinge mich aufs Rad und drehe eine Runde in der Gegend (sofern es das Sauwetter zulässt).

So kann ich Kraft schöpfen für die Muss-Abteilung und reibe mich nicht vollkommen auf. Denn auch in Corona Zeiten besteht das Leben nicht nur aus Arbeit und Verpflichtungen.

Jetzt bist du dran:

Mach dir auch eine kleine Tabelle mit zwei Spalten auf einem Blatt Papier.

In der einen Spalte kommen jene Dinge, die du wirklich tun musst. In der anderen Spalte jene Dinge, die du für dich tun willst, für dein Wohlbefinden, für deine Selbstfürsorge.

Schau, dass die beiden Spalten ausgewogen sind und sorge für ein gutes Gleichgewicht.

Mit uns, unserem Körper und unserer Psyche sorgsam umzugehen ist gerade in diesen verrückten Zeiten so wichtig. Auf sich selbst gut zu achten macht uns dann doch wieder zur Heldin!