Wenn dir das Leben Prügel vor die Füße wirfst

„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für sie“, sagte die Tierärztin ruhig am Telefon. Ich ließ die Gabel in mein verspätetes Mittagessen fallen. Ich hatte auf den Anruf gewartet, seit ich vor einigen Stunden die Tierklinik mit meinen Hunden verlassen hatte. Eigentlich sollten die zwei Blutspenden – doch es kam anders.

„Aziz hat einen bösartigen Mastzellentumor der Haut“ hörte ich die Tierärztin sagen. „Die gute Nachricht ist, dass diese Form von Krebs gute Prognosen hat. Wenn wir den Tumor entfernen und er noch nicht auf andere Organe gestreut hat, hat er sehr gute Chancen.“ Mein Horrorszenarium war eingetreten: Mein Hund hat Krebs.

Gelähmt vor Angst

Ich brach sofort in Tränen aus. Das böse Wort Krebs lähmte mein Hirn und die Angst, meinen geliebten Hund zu verlieren, dominierte meine Gedanken. Die Stimme der Tierärztin drang kaum zu mir durch und schaffte es nicht wirklich mir klar zu machen, dass es zwar eine schlechte Diagnose ist, aber kein Grund, die Hoffnung aufzugeben.

Ich bekam Anweisungen, was als Nächstes zu tun sei. Zu wissen, was die nächsten Schritte sind, gab mir wieder Sicherheit und ich beruhigte mich.

You have got to fight

Ich war schon immer eine Kämpferin. Mein Motto ist: Aufgegeben wird ein Brief, sonst nichts. Und so war nach dem ersten Schock auch hier schnell klar – ich werde meinen Hund nicht kampflos aufgeben. Ich werde tun, was notwendig ist, um ihn noch viele Jahre an meiner Seite zu haben. Ich tauschte mich mit einer lieben Freundin und Rettungshundekollegin aus und hörte von mehreren Hunden, die nach der Diagnose noch viele Jahre weiterlebten.

Ich begann sofort die nächsten Schritte zu erledigen. Der Termin für die Vorbesprechung der OP ist vereinbart und ich weiß, was danach zu tun ist.

Wie gehst du damit um, wenn dir das Leben Prügel vor die Füße wirfst?

Ich erzähle dir diese Geschichte, um dir zu zeigen: Jede von uns wird mit Schicksalsschlägen konfrontiert. Jede kann Krankheit, Trennung,  Jobverlust erleben. Absolut niemand – egal wie intelligent, reich, schön, hilfsbereit – ist davor gefeit, Negatives zu erleben. Das ist scheiße, aber es ist so ziemlich die einzige Gerechtigkeit in diesem Leben.

D.h. es gibt viele Dinge, die wir nicht beeinflussen können. Keine sucht sich eine Krankheit oder einen Verlust aus. Was wir uns aber aussuchen können, ist, wie wir damit umgehen. Ob wir uns geschlagen geben, paralysiert und verzweifelt sind, uns dem Selbstmitleid hingeben oder hoffen, andere regeln das Schlamassel für uns. Oder wir stellen uns dem Thema, krempeln die Ärmel hoch und kämpfen für eine passende Lösung.

Wir alle fallen hin oder werden vom Leben umgeworfen. Die Wunden zu lecken, über die Ungerechtigkeit (kurz) zu schimpfen oder zu trauern – das alles ist zulässig und auch wichtig! Aber wir müssen wieder aufstehen, den Staub abklopfen und weitermachen. Unser Leben neu regeln mit den geänderten Umständen. Das ist nicht immer einfach und auch nicht immer lustig. Aber wir haben nun mal nur dieses eine Leben und dafür sollten wir Verantwortung übernehmen und unsere Bestes geben es für uns (und unsere Lieben) gut zu gestalten.

Du bist dran!

Dir ist etwas Schlimmes passiert? Ein Jobverlust, eine Trennung, ein Unfall/Krankheit?

Nimm dir Zeit und schreib der Person/der Krankheit einen Brief und schreib all die Dinge hinein, die dich ärgern, kränken etc. Kotz dich so richtig aus, schreib all die Wut und Traurigkeit auf und übergib diese damit dem Papier. Da du den Brief nie abschicken wirst, brauchst du dir auch keine Gedanken machen, ob du die Person kränkst, da sie den Brief nie lesen wird.  Aber es ist unglaublich, befreiend all den Ärger und die Verletzungen aufzuschreiben, statt sie weiter mit sich herumzutragen.

Wenn du all das losgeworden bist, was du sagen wolltest, überlege, wie eine Lösung für das Problem aussehen kann: Was kannst du jetzt tun? Welche Möglichkeiten hast du mit der Situation umzugehen?

Definiere einen ersten kleinen Schritt Richtung Lösung und setze ihn gleich morgen um. Und übermorgen den nächsten kleinen Schritt. Und so kommst du Schritt für Schritt deiner Lösung näher!