Heldin sein, heißt auf sich zu achten

Die eigenen Träume zu verfolgen bedeutet nicht sich selbst auszubeuten. Warum Grenzen überwinden nicht auf Kosten der Gesundheit gehen sollte, erlebe ich selbst gerade leidvoll. Was Heldin sein mit Selbstfürsorge zu tun hat, damit befasst sich dieser Blogartikel.

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich dick eingemummt auf meinem Sofa. Ich bin in der 3.Woche im Krankenstand, da mich eine Lungenentzündung in die Knie gezwungen hat. Ich hatte offenbar übertrieben mit meinem Enthusiasmus und bin, mal wieder, über die Grenzen meiner Belastbarkeit gegangen.

Im September war viel los – jede Menge Schreibseminare, mein Buch ist erschienen, eine Rettungshundeübung war abzuhalten und dann noch zwei Tage auf der Hundemesse inklusive Moderation der Vorführung. Ich habe durchgearbeitet, mir an den Wochenenden keine Ruhepause gegönnt. Dann auch noch die Hausbesichtigungen und die Überlegungen, ob wir eine Übersiedelung vor dem Winter schaffen und ich meine Pflanzen vor dem Frost in den neuen Garten übersiedeln kann.

Aus Pflichtbewusstsein Signale des Körpers überhören

In meinem Enthusiasmus neige ich leider immer wieder dazu, mich zu überanstrengen. Doch mein Körper ist klüger als ich und hat die Notbremse gezogen. Am Donnerstag während des Seminars wurde der Husten immer stärker und ich bekam Schweißausbrüche. Das in der Mittagspause gekaufte Fieberthermometer zeigte 38,5 Grad. Ich hatte das erste Mal seit 40 Jahren Fieber. Am Abend waren es bereits 39 Grad, aber in meinem Pflichtbewusstsein wollte ich meine Abschlusspräsentation für den Lehrgang „Biologisch Gärtnern im Hausgarten“ trotzdem halten. Am Freitag fuhr ich auf dem Weg zum Lehrgang bei der Apotheke vorbei, um mir einen Hustensaft zu holen. Der grauhaarige Apotheker sah mich lange über den Brillenrand an und meinte „Sie klingen als hätten sie eine Lungenentzündung. Setzen Sie ihre Gesundheit nicht aufs Spiel und fahren sie nach Hause.“ Ich war zwar kurz geschockt, schob den Hinweis aber zur Seite und fuhr zum Lehrgang. Meine Lehrgangsleiter schlug dankenswerterweise vor meine Präsentation vorzuziehen, sodass ich mittags schon wieder im Auto am Heimweg war. Am Samstag machte mich das anhaltende Fieber und der schlimmer werdende Husten dann nervös und mein Mann brachte mich in die Klinik. Nach kurzer Wartezeit, Blutabnahme und Röntgen dann die Diagnose: Lungenentzündung. Der weise Apotheker hatte Recht behalten.

Wenn der Körper STOP sagt

Mein Körper hat zu diesem massiven Mittel gegriffen, um mich zu stoppen. Und nach mehreren Tagen hadern und mich ärgern, dass ich erstmals in 14 Jahren Selbstständigkeit Seminare krankheitsbedingt absagen musste, kam die nahe liegende Erkenntnis: Ich habe nur diesen einen Körper. Wenn wir den Kopf voll haben mit Job, Projekten, Ideen und für diese auch brennen, übersehen wir manchmal, dass wir nur begrenzt belastbar sind.

Auch die stärkste Heldin braucht Erholung und Regeneration. Wir nehmen unseren Körper als selbstverständlich hin, erwarten dass er wie eine Maschine reibungslos zu funktionieren hat. Doch das ist falsch – es ist Bullshit!

 

Raus aus dem Selbstoptimierungs-Wahn

Schneller – höher – weiter – besser. Diese ewigen Steigerungen und Selbstoptimierungen machen uns kaputt. Die Zahl der Burnout-Erkrankungen und stressbedingten Ausfälle steigen jährlich. Sich bewusst zu machen, dass dieser Körper gepflegt werden muss/will, dass übersehen wir in unserer leistungsorientierten Gesellschaft.

 

Heldin sein heißt auf sich selbst zu achten

Ich habe in den letzten drei Wochen begriffen, dass ich auf mich aufpassen muss, denn ich habe nur diesen einen Körper. Und bevor sich eine noch schlimmere Erkrankung, als eine Lungenentzündung einstellt, heißt das große Thema Selbstfürsorge.

D. h. jetzt nicht, dass ich meine Träume aufgebe. Ganz sicher nicht. Aber ich gehe sie langsamer an, teile die notwendigen Schritte in kleine Schrittchen auf und achte auf Signale meines Körpers. Wenn mein Körper müde ist, verdient er eine Pause. Wenn ich Schmerzen habe, schiebe ich diese nicht mithilfe von Schmerzmitteln zur Seite, sondern gebe ihm Zeit zu heilen.

Auf sich selbst zu achten, statt sich auszubeuten, ist wohl heldinnenhafter, als ich bisher dachte.

 

Jetzt bist du dran:

  • Wo/Wann neigst du dazu, dich zu überfordern und über deine Grenzen zu gehen? Welche Signale deines Körpers übersiehst du?
  • Wie kannst du besser auf dich und deinen Körper achten? Was kannst und wirst du für deine Selbstfürsorge tun?