Warum Journaling mehr ist als ein Tagebuch – und wie es Ihnen im Führungsalltag helfen kann
Vor einiger Zeit durfte ich ein Seminar in einem Unternehmen leiten – Thema: Texte auf den Punkt bringenfür Sales- und Marketingabteilungen. Was mich dabei am meisten beeindruckt hat? Nicht die inhaltlichen Diskussionen über Headlines oder Calls-to-Action, sondern ein unerwartetes Aha-Erlebnis der Teilnehmerinnen: Sie erkannten, wie hilfreich Schreiben an sich sein kann – jenseits des beruflichen Kontextes.
Eine Teilnehmerin schilderte, wie gestresst sie sich aktuell fühlt. Spontan schlug ich eine kurze Schreibübung vor: Zehn Minuten Zeit, um festzuhalten, was sie gerade stresst – und wie sie selbst damit umgehen kann.
Was dann geschah, war bemerkenswert: Die Körperhaltung wurde entspannter, die Gesichter weicher. Eine scheinbar einfache Übung brachte spürbare Entlastung. Es wurde mir wieder bewusst, wie kraftvoll Schreiben als Form der Selbstfürsorge sein kann – gerade in einem beruflichen Umfeld.
Schreiben ist mehr als Output
Für viele ist Schreiben in der Arbeitswelt gleichbedeutend mit „produzieren“: Mails, Reports, Präsentationen. Immer mit einem Ziel: Informationen weitergeben, Entscheidungen absichern, Menschen überzeugen.
Doch Schreiben kann auch ein Tool zur Selbstklärung sein. Nicht zur Veröffentlichung gedacht, sondern ganz für sich selbst. Viele reagieren überrascht, wenn ich das im Business-Kontext anspreche. „Tagebuch schreiben? Das machen doch Teenager.“ Nein – das machen reflektierte Führungspersönlichkeiten. Oder sie sollten es.
Klarheit schaffen – durch Reflexion auf Papier
Persönliches Schreiben ist mehr als ein Bericht über den Tag. Es ist ein Werkzeug, um Gedanken zu sortieren, Emotionen zu verstehen und Entscheidungen vorzubereiten. Anders als beim Nachdenken im Kopf, zwingt Schreiben zu Struktur, zu Klarheit, zur Konzentration.
Gerade im Führungsalltag kann das enorm hilfreich sein:
• Was beschäftigt mich gerade wirklich?
• Wo liegt der wahre Engpass im Projekt?
• Wie will ich als Führungskraft in dieser Situation auftreten?
Durch Schreiben entsteht ein mentaler Abstand – und damit ein klarerer Blick auf das, was zählt.
Schreiben als kreatives Problemlösungs-Tool
Ein oft unterschätzter Nebeneffekt: Schreiben kann Denkblockaden lösen. Wenn wir Gedanken aufs Papier bringen, beruhigt sich der innere Monolog. Statt sich in Schleifen zu drehen, entsteht Raum für neue Perspektiven.
Ich erlebe es regelmäßig: In dem Moment, in dem das Problem konkret aufgeschrieben ist, taucht eine Lösung auf – manchmal ganz unerwartet. Diese Technik spart Zeit, schont die Nerven und erhöht die Entscheidungssicherheit.
Kleine Übung, große Wirkung
Probieren Sie es selbst aus. Suchen Sie sich einen ruhigen Ort, nehmen Sie Stift und Papier – oder öffnen Sie ein digitales Notizbuch – und nehmen Sie sich 10 bis 15 Minuten Zeit. Skizzieren Sie kurz ein aktuelles Problem oder Thema, das Sie beschäftigt.
Dann beantworten Sie eine oder mehrere dieser Fragen:
• Was passiert, wenn ich weiter so denke oder handle?
• Was wäre das bestmögliche Szenario?
• Was wäre der schlimmste Fall – und wie realistisch ist er?
• Was müsste ich tun, um die Situation bewusst zu verschlimmern? Und was ergibt sich daraus als mögliche Lösung?
Fazit: Schreiben ist Führungsarbeit
Journaling ist keine Wellness-Spielerei – es ist ein praktisches, wirkungsvolles Instrument zur Selbstführung. Es braucht keine perfekte Sprache, keine literarischen Ambitionen. Nur die Bereitschaft, ehrlich hinzuschauen – und dranzubleiben.
Gerade in Zeiten, in denen Führung unter Druck steht, Komplexität wächst und Entscheidungen schnell getroffen werden müssen, ist Schreiben eine einfache, aber tiefgreifende Methode für mehr Klarheit, Ruhe und Fokus.
Probieren Sie es aus – nicht irgendwann. Heute.
Wer mehr Impulse zu Journaling im Führungsalltag haben will, bekommt diese in meinem Seminar „Dein Stift als Rettungsanker“.
Keep writing. Keep leading.