Ausmisten
Ich bin gerade dabei mich von einigen Dingen zu trennen und auszumisten. Spitzencorsagen, in die ich nicht mehr passe und die sowieso unbequem sind. Auch Strümpfe und kneifende Push-ups sind in die Tonne gewandert. So kurz vor meinem 53. Geburtstag lasse ich mich nicht mehr in Korsetts zwängen – und das geht nicht nur mir so.
Bei Gesprächen mit Kolleginnen, die wie ich schon in den Wechseljahren sind oder gerade darauf zusteuern, stellte sich heraus – fast alle sind gerade dabei auszumisten. Ob das am nahenden Frühling liegt, kann ich nicht sagen. Aber wir alle trennen uns von altem Ballast – wie eben Kleider, Hosen, Röcken, die nicht mehr passen oder Bücher, die ungelesen im Bücherregal gelandet sind. Ich habe dabei auch in Vergessenheit gerate Schätze gefunden, die ganz nach hinten gerutscht sind – Kleidungsstücke, die noch gut passen oder Bücher, die ich vor langer Zeit gekauft habe und die jetzt genau der richtige Input sind.
Ich finde es unglaublich erleichternd, mich von Dingen zu trennen, die nicht mehr zu mir passen. Aber mich auch bewusst für Dinge zu entscheiden oder Bücher, die mir gut gefallen haben an Freund:innen und Kolleg:innen weiterzugeben.
Das Bild von mir
Als gelernte Buchhändlerin hatte ich lange das Bild von mir, dass eine große Bibliothek mich zu einer belesenen, klugen Person macht. Aber ich bekomme selten Besuch – ich muss also niemanden zeigen, wie viele Bücher ich schon gelesen habe. Und ehrlich gesagt verstauben in meinem Regal Bücher, die ich nicht gut gefunden habe oder nie zu Ende gelesen habe. Wozu diese aufheben? Um mir mein eigenes Bild der belesenen Frau zu bestätigen? Habe ich das nötig?
Und so habe ich nach meiner Küche, dem Kleiderschrank und der Kommode diese Woche mein Bücherregal aussortiert. Ich habe mich großzügig von Büchern getrennt, die mir nicht gefallen haben, aber auch von jenen, die ich sicher kein 2.Mal lesen werde. Nun stehen jene Bücher, auf die ich auch in Zukunft zurückgreifen will farblich sortiert nach dem Regenbogen in meinen Regalen. Jedes Mal, wenn ich daran vorbei gehen, erfreue ich mich an dem Regenbogen und der neuen Sortierung, die so ganz anders ist, als ich es in meiner Buchhandelslehre gelernt habe.
Ich will Ballast abwerfen, um Platz zu haben für neue spannende Bücher und Ideen. Die Wechseljahre sind ein Wendepunkt, und wie der Titel meines Buches verrät, aus meiner Sicht auch ein Neubeginn.
Wie immer habe ich für dich ein paar Schreibimpulse:
- Was willst du loslassen?
- Was brauchst du nicht mehr?
- Wofür willst du Platz schaffen?
In diesem Sinne wünsche ich dir
Keep writing!