Schwere Zeiten
Der August ist kein leichter Monat für mich. Obwohl Sommer ist und sich eigentlich alles leicht anfühlen sollte, ist das Gegenteil der Fall. Vielleicht weil vor Jahren meine Mutter unerwartet im August gestorben ist und ich ebenfalls vor einigen Jahren meine geliebte Hündin Honey im August verabschieden musste. Und auch dieses Jahr zeichnet sich ab, dass ich meinen Rüden Aziz, Honey Sohn, im August gehen lassen muss. Eine Kollegin klagt über ihren August-Blues und gestern erzählt mir eine Kollegin aus der Rettungshundestaffel, dass sich der 18-jährige Sohn ihrer Cousine vorgestern das Leben genommen hat. 5 Wochen nach seinem 20-jährigen Bruder. Obwohl ich die Frau nicht kenne, traf mich diese Nachricht sehr, weil ich auch die Fassungslosigkeit meiner Kollegin sah.
Das Leben ist nicht immer einfach – im Gegenteil. Gerade die letzten Jahre haben uns viel abverlangt. Pandemie, Kriege, Wirtschaftskrise, finanzielle Sorgen und dann auch noch das Hochwasser hier im Tullnerfeld. Wir sind zwar glimpflich davongekommen, aber die unfassbaren Schäden um uns herum sind wie eine klaffende Wunde, die nur langsam heilt. Manche Häuser in den Ortschaften rundherum sind noch immer unbewohnt oder werden erst nach und nach wieder repariert.
Das lässt sich nicht schönreden. Manches ist schwer zu ertragen und doch hilft es, wenn wir darüber reden. Oder Schreiben. So wie ich heute früh in meinem Notizbuch darüber geschrieben habe, dass es unausweichlich wird mich von meinem Hund Aziz zu verabschieden und wie unendlich schwer mir diese Entscheidung fällt. Aber weil ich auch über unsere letzten Tage geschrieben habe und was wir noch alles gemeinsam erlebt und unternommen haben, kann ich diese Momente aufrecht erhalten, um mich später daran zu erinnern.
Schreiben ist kein Allheilmittel. Doch mir hilft es in schweren Zeiten, es macht den Schmerz ein klein wenig erträglicher. Es hilft mir Dinge zu benennen, für die ich manchmal nur schwer Worte finde. Mein Notizbuch ist der sichere Raum, in dem mein Schmerz sein darf, eingelagert wird wie Kisten voller Erinnerungen am Dachboden.
In meinem Notizbuch muss ich nicht so tun, als wäre alles in Ordnung, wenn nichts in Ordnung ist. Indem ich meine Sorgen und meinen Schmerz dem Papier übergebe, muss ich diese nicht mehr ständig mit mir herumtragen. Es wird leichter für mich und ich kann nachdem ich all das Schwere losgelassen habe, nach Lösungen suchen, wieder nach vorne schauen und nächste Schritte planen und in Angriff nehmen.
In meinem Notizbuch kann ich mich daran erinnern, was Schönes in meinem Leben ist. Denn es gibt nicht nur Schattenseiten und Schwere. Da ist immer auch Licht und Freude, und diese finde ich beim Schreiben.
In diesem Sinne: Keep on writing !