Ist mein Text gut?

In meinen Seminaren steigt die Nervosität merklich, wenn die Teilnehmer:innen eigene Texte vorlesen sollen. Da werden vorher Entschuldigungen und Erklärungen gemurmelt, bis sich die Autor:innen trauen etwas Vorzulesen. „Ich bin mir nicht sicher, ob klar ist, worauf ich hinauswill“, oder „Ich weiß nicht ob der Einstieg passt!“ sind Aussagen, die ich dann höre. Die Unsicherheit, ob der eigene Text gut ist und verstanden wird, ist groß. Darum verrate ich heute, wie du dir konstruktives Feedback für den eigenen Text holen kannst.

Du hast da einen Fehler!

Kennst du das auch? Du gibst einen Text, der dir wichtig ist, einem Kollegen/einer Kollegin mit der Bitte um Rückmeldung, ob der Text verständlich ist. Retour kommen Aussagen wie „Ja, passt eh“ und dann noch der Nachsatz „du hast da aber noch Beistrich-Fehler drinnen!“ So eine Rückmeldung bringt weder dich, noch deinen Text weiter.

Wenn man sich lange mit einem Thema beschäftigt und darüber schreibt, sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Für einem selbst sind manche Dinge ja klar und darum schreibt man sie nicht in den Text. Für Leser:innen können diese Infos aber fehlen.

Ich hole mir selbst regelmäßig Feedback ein, so wie für diesen Text – Danke Susanne! Ich bekomme Anregungen, wo sie sich ein praktisches Beispiel wünschen würde, um eine Information besser zu verstehen. Nur durch die Rückmeldung im Feedback erfahre ich, was ich in dem Text übersehen habe und was meine Leser:in vielleicht noch an zusätzlicher Information braucht.

Sich Feedback einzuholen, ist also keinesfalls ein Zeichen von Schwäche, sondern von Professionalität! Ich habe viel durch die Feedbacks zu meinen Texten gelernt und meine Texte dadurch verbessert.  Darum ist es sinnvoll sich konstruktives Feedback einzuholen und dafür den Feedbackgeber:innen konkrete Fragen zu stellen.

Wer sollte Feedback geben?

Bevor ich dir verrate, welche Fragen du am besten stellst, überlege genau, wen du um Feedback bittest.

Es sollte jemand sein, der dir grundsätzlich wohlwollend gegenüber steht. Eine Person die will, dass du dich verbessern und wachsen kannst. Es kann, je nach Textsorte, auch Sinn machen eine Person den Text lesen zu lassen, die vom Thema nicht viel Ahnung hat. Diese Person kann dir dann umso genauer rückmelden, ob der Inhalt verständlich ist oder nicht. Bei Marketingtexten ist es fein, wenn es eine Person ist, die aus deiner Zielgruppe kommt oder sich zumindest gut in die potenziellen Kunden hineinversetzen kann. Dann kann sie dir gut zurückmelden, wie der Text bei ihr ankommt.

 

Wie holst du konstruktives Feedback ein?

Nachdem du den Text soweit überarbeitet hast, dass du zufrieden damit bist, gib ihn einer Person mit folgenden Fragen zum Lesen:

    • Was ist die Kernaussage des Textes?
    • Welche Stellen gefallen dir besonders gut? (Lass dir diese Stellen unterstreichen)
    • Wo bleibt etwas unklar? Sei es sprachlich oder inhaltlich. Lassen dir diese konkreten Stellen markieren.
    • Welche Informationen fehlen für das Verständnis des Textes? Welche sind zu viel?
    • Was würdest du nach dem Lesen des Textes tun? (Diese Frage ist besonders bei Marketingtexten wichtig, um herauszufinden, ob der Call to Action funktioniert)

Mit den Antworten auf diese Fragen hast du konkrete Überarbeitungshinweise und kannst deinen Text noch stärker und klarer für Leser:innen machen.

Außerdem lernst du sehr viel für das eigene Schreiben, wenn du jemandem Feedback gibst.

Darum empfehle ich: Suchen Sie sich zwei oder drei Personen, denen du deine Texte zum Lesen geben kannst und stehe diesen Menschen auch für Feedback zur Verfügung. Du wirst erleben, wie dadurch deine Texte stärker, pointierter und klarer werden!

Im letzten Seminar meinte ein Teilnehmer nach dem Feedback: „Ich dachte ja mein Text ist schon perfekt. Aber das Feedback hat mir gezeigt, wo ich Wissen beim Leser vorausgesetzt habe, dass er nicht hat. Diese Außensicht auf meinen Text ist extrem hilfreich und bereichernd! Danke!“

Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Feedback geben und einholen und

Keep writing!